Der Autokauf

14. März

Heute war Auto-Besichtigungstag Nummer 1. Wir hofften natürlich, gleich am ersten Tag das perfekte Auto zu finden, versuchten aber auch, unsere Euphorie in Grenzen zu halten, um realistisch an die Sache zu gehen. 

Simon hatte die letzten Tage über immer wieder die Angebote bei TradeMe geprüft und behielt 1 oder 2 im Auge, die für uns in Frage kommen könnten. Uns war klar, dass wir keine Schrottlaube für 1000 $ kaufen wollten, aus dem Grund, dass wir das Auto erst umbauen und es nicht nach dem ersten Besitzerwechsel auseinander fallen sollte. 

 

Wir schrieben einer Frau, die sehr lange nicht auf unsere Nachrichten antwortete. Ich hab sie dann aus Versehen auch noch angeklingelt, weil wir unser altes iPhone 3G für Textnachrichten und Anrufe im Inland nutzen und damals bei den alten Teilen die Dinge irgendwie noch anders liefen. 

Ob wir jetzt von Glück sprechen konnten, dass sie uns antwortete, kann ich euch nicht so recht sagen. Auf jeden Fall lud sie uns zu sich nach Hause ein. Mit Hoffnung auf unser „perfektes“ Auto fuhren wir also mehrere Stadtteile mit dem Bus nach Mt. Roskill und schon in den ersten paar Straßen merkte man einen Unterschied zu One Tree Hill. Anscheinend ist unser Stadtviertel ein Familiengebiet mit hübschen Vorgärten und idyllischen Sonntags-Barbecues. Und hier, naja, war alles sehr schlicht, wenn nicht sogar trist, gehalten. Aber korrigiert mich, wenn ich falsch liege. 

 

Am Telefon klang die Frau schon etwas älter, vielleicht wie eine kleine Omi, die ihr Familienauto loswerden will, weil sie sich nicht mehr auf die Straße traut. Umso überraschter waren wir dann, als eine chinesische Frau, vermutlich Mitte 50 (ich kann das bei Asiaten leider ganz schlecht einschätzen - NO RACISM), aus der Tür stiefelte. Bisher hatten wir tatsächlich - außer mit unserem Host - nur Bekanntschaft mit Menschen gemacht, dessen erste Sprache nicht Englisch ist und dementsprechend „gut“ hat man beispielsweise den indischen Taxifahrer vom Anreisetag verstanden. Versteht mich nicht falsch, vermutlich ist, mit uns einen Smalltalk zu halten, auch eher ein Kreuzworträtsel, aber mit Jetlag-Hirn war das ganze schon eine ziemliche Herausforderung.

 

Die Chinesin stieg also mit uns ins Auto, ich wusste nicht, wie man sich hinten anschnallt und malte mir schon die schlimmsten Szenarien aus, während Simon vorne wie ein richtiger Erwachsener versuchte auf unerwünschte Motorengeräusche zu achten. Davon hab ich leider keine Ahnung. Was ich aber weiß ist, dass mein Papa vermutlich gerade mit den Augen rollt, weil er immer wollte und noch will (die Hoffnung stirbt zuletzt), dass seine Töchter grundlegende Dinge, wie Reifenwechsel oder den Ölstand zu messen, draufhaben. 

 

Sie erzählte uns von ihren Söhnen, und dass sie einen Familienurlaub zum Lake Taupo mit dem Wagen gemacht haben. Dann erzählte sie uns, dass ihre Söhne während des Urlaubs hinten auf den Sitzen gepennt haben, oh und dann, dass sie gar keine Ahnung von dem Auto hat, sondern wir bis zu dem Punkt, an dem wir wegen des Weges telefoniert haben, mit einem der Söhne schrieben. Ihr merkt, ihre Söhne waren sehr präsent in unseren Gesprächen. 

 

Mit dem durften wir dann auch telefonieren, nachdem wir eine Dreiviertel Stunde mit der Dame rumgecruist waren und zum wichtigen Teil des Gesprächs kamen - dem Finanziellen. Das Angebot auf TradeMe hieß wie folgt: 7500 $ bei Sofort-Kauf und bei 5000$ startete die Auktion. Bisher hatte niemand geboten und am darauffolgenden Tag sollte das Angebot auslaufen. Die Konversation lief ungefähr so ab: 

 

Saskia: „Also dann 5000$, richtig?“ 

Sie: „No no no, nicht 5000$.“

Saskia: „Wie, nicht 5000$. Wie viel dann?“

Sie: „7500$. Das sagt das Angebot.“ 

Simon: „Ja, aber wenn niemand bietet, außer uns, dann ist der niedrigste Preis doch 5000$.“ 

Sie: „Nein!! 7500$!!!“ 

 

Das ging ungelogen noch 4 mal so hin und her, bis sie ihren Sohn anrief. 

 

Sohn: „Was ist das Problem?“ 

Simon erklärte alles nochmal von vorn. 

Sohn: „Nein, 7500$ oder es bleibt!“ 

 

Tja, und damit hatte sich die Sache erledigt, denn wir waren nicht bereit, so viel für einen Wagen auszugeben, der wohlgemerkt vermutlich 100 Kratzer überall hatte und die Sitze so fleckig waren, als hätte einer der Söhne eine Flasche Eistee darauf verschüttet. 

 

Etwas niedergeschlagen gingen wir zurück zur Bushaltestelle. Wir hatten an diesem Tag noch einen zweiten Termin, den wir fast abgesagt hätten vor lauter schlechter Laune. Zum Glück haben wir es nicht gemacht. 

Der Mann, mit dem wir schrieben, war super nett und antwortete, zu unserem Erfreuen auch immer gleich. Wir trafen uns mit ihm noch am gleichen Nachmittag ein Stadtviertel weiter. Dieses Mal war der Verkäufer ein Japaner. Und was soll ich sagen: wir waren begeistert, haha. Sowohl vom Auto, als auch vom Verkäufer. 

Bei der Testfahrt unterhielten wir uns super mit ihm und auch das Auto machte während des Fahrens einen bomben Eindruck. Eigentlich war uns klar, dass wir dieses Auto haben wollten. 

Uns stand nichts mehr im Wege, außer dem TradeMe-Gebot, was wir als meistbietende gewinnen mussten. War zum Glück nicht so schwer, als einzige Bieter :D Und richtig geraten - mit dem Auslaufen des Angebots gehörte das Auto uns. 

15. März

An dem Tag sollte die Übergabe stattfinden, also gingen wir am Vortag noch zum Automaten in der Stadt und wollten die entsprechende Geldmenge abheben. Denn, wir haben noch nicht rausgefunden wieso, aber die Leute hier wollen eigentlich alles in Cash haben. 

 

Da kam dann das böse Erwachen: „keine“ unserer Karten konnte die 2000$ (internationales Kartenlimit, zumindest bei ANZ) abheben. Warum ich ‚keine‘ in Anführungszeichen schreibe?

Weil Simon seine einzige Karte ausprobierte, ich hingegen nur eine meiner 3. 

 

Wir telefonierten dann voller Sorge mit unseren Eltern. Simons Papa löste das Problem gleich von der Bank aus und meine Mama klärte mich nochmal über meine verschiedenen Karten auf. 

Erleichtert über Hilfe, aber trotzdem noch angespannt wegen des Versuchs am nächsten Morgen, gingen wir erstmal schlafen. 

16. März

Morgens sind wir dann gleich ganz früh raus, um das Geld abzuheben. Und joa, was soll ich 

sagen - problemlos rutschte uns das Geld nur so in die Hände. Erleichterung puuuur. 

 

Nachmittags trafen wir uns mit Kyowsan, der bezahlte sogar die Ummeldung und gab uns noch Karten für die Nord- und Südinsel mit. Das mit der Ummeldung ist hier auch super easy, weil man sich nur an den Schalter in der Post stellt und dann dauert es keine 5 Minuten und man ist Besitzer eines Wagens. 

 

Und von welchem Auto sind wir nun stolze Besitzer? TROMMELWIRBELLLL …..

 

Von einem Nissan Elgrand 2003. Viele, ich vor dem Kauf inbegriffen, wissen vermutlich nicht, wie so ein Ding aussieht, also folgen hier Bilder. 

 

 

Um auf Nummer sicher zu gehen, gingen wir dann auch gleich noch zu AA, die Versicherung abschließen. Dabei haben wir uns für die erweiterte Variante entschieden, die Third Party, Theft & Fire heißt. Erklärt sich vielleicht von allein. 

 

Dann ging es das erste Mal auf die Straße mit unserem Gefährt. Innerorts wird wohl Simon erstmal fahren, da der Linksverkehr mich so nervös macht, dass ich an jeder Ecke (nur als Beifahrer) immer „LINKE SPUR!!“ schreie. (Vielleicht nicht geschrien, aber mit aggressivem Nachdruck gesagt.)  

 

 

Und dann begann auch die Planung. Dazu aber mehr im nächsten Blogpost, der sich dem Umbau widmet. 

 

Bis dahin, eure Saskia! :)